Ausstellung "Zehn Strategien für die Architektur"

So ein Zufall!

In meinem vorigen Blog-Beitrag berichte ich von dem Besuch einer Ausstellung im Museum für Kunst & Gewerbe (MK&G)  in Hamburg über Obdachlosigkeit, über Architektur und die Stadt Hamburg.

Nach einer längeren Pause (die Ausstellung war intensiv und hat viel angeregt) mache ich mich auf den Weg Richtung Ausgang und nun stolpere ich fast in den Raum "Sorge um den Bestand - Zehn Strategien über die Architektur". Auch das interessiert mich als architekturpsychologische Beraterin.

Und den Bestand zu retten, wiederherstellen oder zu erhalten, finde ich auch wichtig - in Zeiten von Ressourcen-Knappheit und den Ideen von Weiter- und Wiederverwertung. Ich gehe also hinein und sehe mich um. 

 

Bild
Bild
TeasertextKreatives Unterlassen – was zunächst wie ein Widerspruch erscheint, ist angesichts der Klimakrise das eindringliche Plädoyer des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten BDA für einen behutsamen und erhaltenden Umgang mit bestehender Bebauung. Die Ausstellung „Sorge um den Bestand. Zehn Strategien für die Architektur“ im MK&G stellt vom 2. Dezember 2022 bis 5. März 2023 Ideen und Lösungsansätze vor. Architekt*innen und Urbanist*innen formulieren ihre Sorge um den Gebäudebestand, fordern Respekt vor gewachsenen sozialen Strukturen und einen verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der Erde. Wie das gelingen kann, zeigen zehn Strategien und zehn Projektbeispiele, die die Arbeitsweise, Haltung und Expertise der beteiligten Architekt*innen widerspiegeln. Zu sehen sind Zeichnungen, Fotografien, Grafiken, Audio- und Videobeiträge und ein dokumentarischer Film. 

Es gibt eine Installation und Zeichnungen, Ideen und Publikationen, die die Ausstellung begleiten und was auch wieder zum Denken anregt. Es geht um Prozesse, Nachhaltigkeit, Recycling, Gedanken zur Stadtentwicklung, Gebäude, Gemeinschaftsorte.

Einige berühren auch die Themen, die wir auch in der Architekturpsychologie immer wieder anmahnen. 

Bitte schauen Sie sich den erklärenden Film des Museums an: https://www.mkg-hamburg.de/ausstellungen/sorge-um-den-bestand.

 

Hier die zehn Strategien über Architektur

 

1. Es gibt kein Weiter wie bisher. Die Welt ist gebaut. Wir brauchen in der Architektur ein konsequentes Umdenken.

2. Was besteht, altert, ist gezeichnet von seiner Vergangenheit, bedarf der Pflege. Gute Architektur wächst mit dem Altern.

3. Für eine Zukunft des Gebäudebestands brauchen wir eine erweiterte Sichtweise auf seine Rolle im Stadtquartier und als

    Ort sozialer Bindung.

4. Wenig Geld und viel Zeit können für eine nachhaltige Entwicklung und den sorgsamen Umgang mit dem Gebäudebestand

    die entscheidenden Faktoren sein.

5. Mehr programmatische Hütten als repräsentative Paläste.

6. Algorithmen sind Mittel mächtiger Wirtschaftszweige, gefärbt durch die Ideologie des Kapitalismus. Ideale und Werte zum 

    Wohnen unterscheiden sich komplett davon.

7. Unseren künftigen Raumbedarf müssen wir auf das Vorhandene verteilen - auch auf die ungeliebte Zwischenstadt.

8. Mehr Mut fürs Ausprobieren, weniger Reden und mehr Tun.

9. Unsere Städte sind die Bergwerke und Rohstoffquellen der Zukunft.

10. Die Endlichkeit der Natur überträgt eine Sorgepflicht für verbaute Rohstoffe.

 

Bei diesen Strategien geht es um die "Sorge um den Bestand". 

 

Ich möchte es gern um eine elfte Strategie erweitern: 11. "Humanes Bauen für Menschen".

Das berücksichtigt nicht nur den Platz eines Gebäudes und nicht nur die Wahl des Materials, sondern auch alle Bedürfnisse der Menschen, die die Gebäude und Räume bewohnen. 

Zur Ganzheitlichkeit gehört die Psychologie immer dazu!

 

Diese Ausstellung ist noch bis zum 5. März 2023 zu sehen.

 

Hamburg, 19. Januar 2023

Foto: Erika Mierow